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SKJP-Preis

Der SKJP-Preis dient der Auszeichnung von Persönlichkeiten, Institutionen und Projekten, die sich um die Belange der Kinder- und Jugendpsychologie in Praxis, Lehre oder Forschung besondere Verdienste erworben haben.  Der Preis ist auch gedacht für jemanden, der Herausforderungen annimmt, Neues wagt und neue Perspektiven in ein berufliches Feld einzubringen vermag, der für die praktische Arbeit der Kinder- und Jugendpsychologen und -psychologinnen nützliche, praktisch anwendbare Konzepte liefert, basierend aus sauber erarbeiteten Grundlagen und praktischer Erprobung. Eine anwendbare Praxis also, die in einem Bezug zu gesellschaftlichen Realitäten steht und Antworten, Hilfen und Unterstützung für alle Beteiligten auf konkrete Lebenssituationen beinhaltet. An der MV 2021 wurden der Anerkennungs- und der Förderpreis zu einem einzigen SKJP-Preis verbunden.  Der Preis ist mit CHF 3'000 dotiert.

2024 Noémie Borel-Schlienger & Dominik Wicki

Noémie Borel-Schlienger und Dominik Wicki haben während vielen Jahren zusammen die SKJP-Geschäftsstelle sehr erfolgreich und mit viel Pioniergeist geführt. Ausserdem haben sie aktiv am neuen Curriculum mitgearbeitet, die Akademie aufgebaut und zum Laufen gebracht und die ersten Schulpsychologie-Kongresse mit organisiert. 

2022 Kurt Zwimpfer & Lothar Steinke

Seit 20 Jahren führen Kurt Zwimpfer und Lothar Steinke das SKJP Kolloquium durch. Wer in dieser Zeit den Fachtitel gemacht hat, müsste die beiden eigentlich kennen! Das erste Kolloquium fand am 25. Oktober 2002 in Bern statt und das vom 18. Februar 2022 bereits das Einundvierzigste. Meist werden sieben bis zwölf Fälle pro Kolloquium präsentiert, das ergibt seit Beginn rund 400 besprochene Fälle! Wir ehren sie mit dem Preis für zwanzig Jahre Engagement für den Nachwuchs der Kinder- und Jugendpsycholog*innen, sowie für zwanzig Jahre Engagement und hervorragende Arbeit für die SKJP.

In den Neunzigerjahren wurde Kurt Zwimpfer in den VIPP-Vorstand gewählt, wo er zehn Jahre mitwirkte und die erste Homepage für den Verband entworfen, aufgebaut und dann während Jahren betreut hat. Seine IT Affinitiät drückte sich auch noch anders aus. Unter dem Slogan (damals schon) «aus der Praxis für die Praxis» hat er Auswertungsprogramme für KABC und wisc entwickelt, als die Verlage nichts Brauchbares liefern konnten. Und auf diesen war jeweils das Copyright K. Zwimpfer aufgeführt.

Lothar Steinke ist Mitglied der pädagogischen Kommission Kindergarten des Kantons Luzern, Mitglied der Aufsichtskommission über das Kindergartenseminar Bellerive, Luzern,  Supervisor/Kursleiter an der Pädagogischen Hochschule Luzern, Einführung in die Schulpsychologie. Er ist seit kurzem beruflich selbstständig und entwickelt und vertreibt das sogenannte Bindungsbrett. 

2019 Sabine Grimm

Sabine Grimm wird für ihre Arbeit «Elternberatung bei sexuellen Übergriffen unter Kindern und Jugendlichen» mit dem SKJP-Förderpreis ausgezeichnet. ErziehungsberaterInnen und SchulpsychologInnen werden gelegentlich mit Fragen zu sexuellen Handlungen unter Kindern und Jugendlichen konfrontiert. Manchmal steht dabei der Verdacht eines sexuellen Übergriffs im Raum, oder eine Grenzverletzung liegt bereits eindeutig vor. Solche Vorfälle erzeugen meist eine grosse Aufregung und Belastung bei den involvierten Kindern und Jugendlichen wie auch bei den jeweiligen Familien und Betreuenden.  Sabine Grimm widmet sich in ihrer Arbeit dem Aspekt der Elternberatung bei vermuteten oder nachgewiesenen sexuellen Übergriffen unter Kindern und Jugendlichen. Ziel ist es, einen Überblick über das Phänomen sexueller Übergriffe unter Kindern und Jugendlichen zu geben und im Hinblick auf Beratungsgespräche mit involvierten Eltern eine erste Orientierung zu vermitteln. Die Informationen entstammen einem Literaturstudium sowie Interviews mit ErziehungsberaterInnen und Mitarbeitenden weiterer spezialisierter Fachstellen im Kanton Bern. In der Arbeit werden Merkmale altersentsprechender sexueller Handlungen im Vor- und Primarschul- sowie im Jugendalter beschrieben. Zudem werden Kennzeichen sexueller Gewalt unter Kindern und Jugendlichen, deren Ursachen und Folgen, Präventionsaspekte sowie Interventions- und Unterstützungsmöglichkeiten für die Familien der Opfer und der sexuell aggressiven Kinder und Jugendlichen erläutert. Weiter werden Informationen zu sexuellen Übergriffen unter Geschwistern, bei Menschen mit körperlicher und / oder geistiger Behinderung sowie Hinweise zur Unterstützung von Zeuginnen und Zeugen von sexueller Gewalt gegeben. Siehe P&E 2017/02: Grimm, S. (2017) Elternberatung bei sexuellen Übergriffen unter Kindern und Jugendlichen - Hilfreiche Informationen für Erziehungsberaterinnen und Erziehungsberater im Kanton Bern.

>> Elternberatung bei sexuellen Übergriffen unter Kindern und Jugendlichen

2019 Roland Käser

Prof. Dr. Roland Käser erhält den SKJP-Anerkennungspreis für seine Verdienste für die Kinder- und Jugendpsychologie und insbesondere für die Schulpsychologie. Wenn man nachliest, was Roland Käser geschrieben oder in Interviews gesagt hat und wie er die Situation der Psychologie und der Schulpsychologie eingeschätzt hat, notabene Ende 70iger, Anfang der Achtziger Jahre, dann hat man den Eindruck, aktueller könnten die Texte nicht sein. Zwei Vignetten seien herausgegriffen: Das eine betrifft die inhaltliche Arbeitsweise im Schulpsychologischen Berufsfeld. In seinem Artikel zur Geschichte der Erziehungsberatung Bern (Im Buch «Mit weitem Blick») schreibt Roland Käser über die Situation der Schulpsychologie Anfang der 80er Jahre: «Dem Geist der damaligen Zeit entsprechend,  wurde dem beruflichen Ideal «Psychotherapie» nachgeeifert. Schulpsychologie war für viele nur Zwischenstation auf dem Wege zur psychotherapeutischen Praxis.» Und Roland Käser hat dem, mit seinem 1993 erschienenen Buch «Neue Perspektiven in der Schulpsychologie – Handbuch der Schulpsychologie auf ökosystemischer Grundlage» ein systemisches und System-theoretisches Gegengewicht gegeben. Obwohl es vor 26 Jahren erschien, hat es nichts an Aktualität verloren. Das Spannungsfeld zwischen therapeutisch-individueller Arbeit und Arbeit im und mit Systemen ist geblieben. Gerade weil Schwierigkeiten von Kindern nur noch als Ausdruck einer individuellen, chemischneurologischen Pathologie gesehen und behandelt werden, völlig losgelöst von sämtlicher Umwelt, ist die ökosystemische Sichtweise wieder so wichtig geworden. Es bräuchte hier wieder etwas mehr von «Kindlichem Trotz». Auch in einem zweiten Punkt, den Roland Käser in einem Interview im Jahre 1979 angesprochen hat, ist der Inhalt aktueller denn je. Roland Käser sagt zur Reduktion von Stellenprozenten in den Schulpsychologischen Diensten: «Es ist eine fast zwingende Konsequenz, dass die Behördenmitglieder, die den Psychologen auf die diagnostizier- und Etikettierfunktion zurückbringen wollen, oft enttäuscht sind vom Resultat schulpsychologischer Bemühungen; denn ohne Beratung und Betreuung kann sich nichts verändern, und das wird dann dem Psychologen zum Vorwurf gemacht und gibt Anlass zur Infragestellung dieser Institution.» Roland Käser hat mit seinem Wirken und mit seiner Haltung viele Generationen von Schulpsychologen beeinflusst. Er sagt zu dieser, seiner Berufung: «Ich selber war nach kurzer Zeit überzeugt von der Relevanz und gesellschaftlichen Bedeutsamkeit der Arbeit als Schulpsychologe: Die Faszination resultiert aus der Vielfalt von Bezugspersonen, Zuständigkeiten und Fragestellungen sowie aus der Unmittelbarkeit der Begegnungen und der Bedeutsamkeit und Verbindlichkeit der Arbeit. Als Schulpsychologe ist man gleichsam am Puls des Lebens.» 

2017 Jürg Forster & Allan Guggenbühl

Jürg Forster, Leiter des SPD der Stadt Zürich, hat sich unter anderem im Vorstand der SKJP, in der Berufsethik-Kommission der FSP und zuletzt als Präsident der ISPA, der internationalen Vereinigung für Schulpsychologie für das Gemeinschaftliche, für das fachliche und ethische Gerüst unserer Tätigkeit eingesetzt. Jürg Forster hat sich für das Verbindende, national wie international interessiert, für die Grundlagen und Werte, auf denen unsere Arbeit basiert, für Recht und Unrecht, und für den Schutz den wir brauchen um arbeiten zu können und für den Schutz den wir geben müssen, damit das vis-à-vis seine Würde behält. Jürg hat dies in einer ruhigen Art gemacht, seriös und kompetent, ja fast mit biederem Ernst würde man sagen, wenn da nicht immer wieder sein unerwarteter Humor, sein Schalk und sein Witz gewesen wären. Und Jürg ist grosszügig, grosszügig mit seinem Wissen und grosszügig mit seinen Beziehungen. Er vernetzt sofort, stelle alle allen vor, unterstütz Verbindungen und ermutigt Kontakte. Jürg Forster hat das, was ein Verband und seine Mitglieder brauchen: er hat Sinn für die Gemeinschaft und kennt ihren Wert. Dafür, dass du uns dies zur Verfügung gestellt hast, dafür wollen wir Dir mit dem Anerkennungspreis herzlich danken.

Allan Guggenbühl, Fachpsychologe für Kinder und Jugendpsychologie, analytischer Psychotherapeut, Dozent, Autor, Unternehmer, soll geehrt werden, weil er nicht nur mit seinem Kriseninterventions-Modell, dem Mythodrama, der Gruppentherapie, den Artikeln und Büchern, der Lehrtätigkeit – in letzter Zeit vermehrt in Asien - unser Gebiet bereichert hat, sondern vor allem auch, weil er den Mut hatte (und hoffentlich auch weiterhin hat) sich den Medien zu stellen, seine fachliche Meinung pointiert, provokativ aber immer verständlich darzulegen. Dieses öffentliche Auftreten hat ihm Lob aber auch Kritik eingetragen. Die einen fanden es gut, die anderen überhaupt nicht. Aber, ob man einverstanden war oder nicht, Allan hat immer den Nerv der Zeit getroffen. Allan, Du hast nie den Mut verloren und mit Deiner Präsenz, deinem Scharfsinn und deiner Unkonventionalität hast Du in unserem Berufsfeld viel bewegt.  Dafür, dass du uns dies zur Verfügung gestellt hast, dafür wollen wir Dir mit dem Anerkennungspreis herzlich danken. 

2016 Hermann Blöchlinger

Hermann Blöchlinger ist Direktor des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons St.Gallen. In seinem Referat von heute Vormittag hat er seine Erkenntnisse, seine Bilanz seiner langjährigen Tätigkeit in der Krisenarbeit als Teil der Schulpsychologie eindrücklich aufgezeigt. Hermann Blöchlinger hat 1975 das Lehrerpatent erworben und als Primarlehrer gearbeitet. An der Universität Zürich studierte er Psychologie, Pädagogik und Sozialpsychologie und schloss 1982 vorerst mit dem Lizentiat ab (Titel Lizentiatsarbeit ‚Naive Problemtheorien’...). Anschliessend begann er beim Schulpsychologischen Dienst in Niederuzwil SG als Schulpsychologe zu arbeiten. 1991 doktorierte er an der Universität Zürich über "Langfristige Effekte schulischer Separation" und wurde im gleichen Jahr zum Direktor des Schulpsychologisches Dienstes des Kantons St.Gallen gewählt. 1999 passierte in St.Gallen der schreckliche Mord an einem Lehrer. Als Folge dieser Schreckenstat baute Hermann Blöchlinger die Kriseninterventionsgruppe als Teil des Schulpsychologischen Dienstes systematisch auf. Schnell, effizient und effektiv konnten damit Schulen, mit allen daran Beteiligten, unterstützt werden, um mit schwierigen und belastenden Situation kompetent umzugehen. Heute findet die Krisenarbeit des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons St.Gallen schweizweit Anerkennung. Das kooperative St.Galler-Modell wird auch in anderen Kantonen angewendet, Hermann Blöchlinger ist mittlerweile ein gefragter Referent und Dozent zu Fragen der Krisenarbeit in Schulen und gehörte auch federführend zur Autorenschaft des Krisenleitfadens der Eziehungsdirektorenkonferenz. Und heute sind wir alle vom SPD des Kantons St.Gallen reich beschenkt worden. Wir durften an einem grossen Knowhow teilhaben und davon profitieren. Und als zusätzliches Geschenk dürfen wir Filme über die Arbeitsfelder des Schulpsychologischen Dienstes nach Hause nehmen. Filme, die das Resultat deiner innovativen Art sind und ein wunderbares Arbeitsinstrument darstellen, um unsere Arbeit einem grösseren Umfeld bekannt zu machen und zu erklären. Lieber Hermann, du hast für die Belange der Kinder- und Jugendpsychologie einiges geleistet. Und für die Kinder- und Jugendpsychologie ist es wirklich von Belang, innovative, zupackende, pragmatische Praktiker wie dich in ihren Reihen zu wissen. Die SKJP dankt dir dafür mit dem SKJP-Anerkennungspreis 2016 ganz herzlich und wünscht dir für die Zukunft alles Gute. 

2015 Claudia Eugster

Claudia Eugster legt eine Arbeit mit dem Titel «Auswirkungen der destruktiven und konstruktiven Konfliktaustragung der Eltern auf das kindliche Wohlbefinden» vor. Die Jury anerkennt die forschungs- und praxisrelevante Bedeutung dieser Thematik in der Arbeit von Kinder- und Jugendpsychologen. Im Rahmen ihrer Forschung haben Sie geprüft, wie Häufigkeit und Intensität von offen-hostiler versus verdeckt-hostiler und konstruktiver elterlicher Konfliktaustragung mit problematischem Sozialverhalten der Kinder zusammenhängen. Sie gingen Fragen über differentielle Wirkungen zur elterlichen Konfliktaustragung und zum Zusammenwirken mit Schutz- und Prozessfaktoren wie familiärer Kohäsion, elterlicher Sensitivität und Erziehungsstil, sowie zur Unabhängigkeit der Datenquellen (nämlich Eltern und Kinder als getrennt Befragte) nach. Ihre Resultate zeigen, dass eine verdeckt-hostile (passiv-aggressive) Konfliktaustragung der Eltern schädliche Auswirkungen auf alle von ihnen erhobenen Dimensionen des kindlichen Befindens hat. Weiter konnten sie zeigen, dass eine hohe familiäre Kohäsion und eine hohe elterliche Sensitivität  bei offen-hostilen Konflikten zwischen den Eltern als Schutzfaktor für das Kind wirken. Die von Ihnen errechneten statistischen multifaktoriellen Auswertungen zur Moderator- und Mediatoranalyse Ihrer Untersuchungsvariablen berücksichtigen das Skalenniveau der Instrumente und die Verteilungsstruktur der Daten. Geschlechtereffekte werden kontrolliert und neben den üblichen Signifikanztests haben Sie auch Effektgrössen erhoben, was für die Frage der praktischen Bedeutung der Ergebnisse bedeutungsvoll sind. Die Stärken Ihrer Arbeit liegen aus der Sicht der Jury in der theoretischen Einbettung, der Differenzierung Ihrer Hypothesen, sowie in der empirischen Untersuchungsanlage. Zudem reflektieren Sie ihre Befunde kritisch, indem Sie neben den Stärken auch die Grenzen Ihrer Arbeit erörtern in Bezug auf Selektivität und ungleiche Geschlechterverteilung der Stichprobe und in Bezug auf eingeschränkte Reliabilitäten einzelner Skalen und die korrelative Anlage Ihrer Studie, welche per se keine kausalen Interpretationen erlaubt. Schliesslich wertete die Jury als weitere Stärke, dass Sie im Rahmen der Möglichkeiten Ihrer Untersuchung aufzeigen, welche praktisch relevanten Schlussfolgerungen für Elternberatung und in familientherapeutischen Settings gezogen werden könnten. Aus all diesen Gründen hat die Jury sich dafür entschieden, Sie liebe Frau Eugster heute mit dem Förderpreis des SKJP auszuzeichnen. Wir gratulieren Ihnen ganz herzlich und wünschen Ihnen viel Zufriedenheit und Wohlergehen auf Ihrem weiteren beruflichen und persönlichen Lebensweg.

» Resümee Masterarbeit

2014 Markus Bründler & Martin Uhr

Im Konzertsaal in Solothurn wurde im Rahmen der 45. Mitgliederversammlung der SKJP-Anerkennungspreis zum dritten Mal verliehen. Er geht an die beiden SKJP-Mitglieder Markus Bründler, Leiter des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons Obwalden in Sarnen und an Martin Uhr, Regionalstellenleiter des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons Aargau in Wohlen. Markus Bründler und Martin Uhr waren als Mitglieder der Anerkennungskommission der SKJP massgeblich bei der Erarbeitung der Qulitätsstandards für den künftigen eidgenössischen Fachtitel in Kinder- und Jugendpsychologie beteiligt. Die entsprechende, am 1. Januar 2014 in Kraft getretene Verordnung entspricht weitestgehend den von den SKJP und ihren Vertretern eingebrachten Standards. Die Qualitätsstandards für die Weiterbildung in Kinder- und Jugendpsychologie sind für alle künftigen Weiterbildungsanbieter bindend. Markus Bründler und Martin Uhr haben mit ihrer engagierten fachlichen Arbeit die Kinder- und Jugendpsychologie in der Schweiz für die nächsten Jahre wesentlich geprägt.  Angefangen hatte alles im Mai 2011 mit einem Mail von der Geschäftsstelle: Betreff: Info BAG zum PsyG. "Wer nimmt an einer Information des BAG's zum PsyG und der damit verbundenen Akkreditierung von Weiterbildungsgängen teil?" Der Startschuss für die Definition der eidgenössischen Qualitätsstandards war gefallen. Die Psychotherapeuten mussten, und die Kinderund Jugendpsychologen wollten eidgenössische Qualitätsstandards für ihren Fachtitel. Hierzu musste der Vorstand eine 'Arbeitsgruppe Akkreditation' einsetzen und gelangte mit diesem Anliegen an Markus Bründler. Markus Bründler wollte dann unbedingt Martin Uhr für die 'Arbeitsgruppe Akkreditation' dabei haben und dieser liess verlauten, er "bleibe ihm treu". Hier muss man wissen, dass Markus Bründler der Präsident und Martin Uhr ein Mitglied der Anerkennungs-Kommission für den Fachtitel in Kinder- und Jugendpsychologie sind. Beide langjährig! Zwei Jahre lang folgten nun Sitzungen mit der FSP, mit dem BAG, mit den Weiterbildungsanbietern der Uni Basel und Zürich, mit dem SBAP und der Romandie, und immer wieder Koordinationssitzungen der 'Arbeitsgruppe Akkreditation'. Und dann alles nochmals per Mail. Zwar gestaltete sich dank dem qualitativ hochstehenden SKJP-PGW-Curriculum die Zusammenarbeit mit dem BAG erfreulich professionell. Trotzdem mussten Martin und Markus in akribischer Detailarbeit die Vorschläge und Ergänzungen des BAG's prüfen, damit der SKJP-Geist nicht verloren ging. Und dann der erste Erfolg: am 1. Januar 2014 trat die "Verordnung über die Qualitätsstandards für die Akkreditierung von Weiterbildungsgängen in Kinder- und Jugendpsychologie" in Kraft. Zu 95 Prozent geprägt durch Martin Uhr und Markus Bründler. Für diese grosse Arbeit, aber auch weil ihr beide zum zweiten Schritt angesetzt hab, nämlich zum Prozess der Akkreditierung des SKJP-PGW-Curriculums als eine Integrale Weiterbildung in Kinderund Jugendpsychologie, hat der Vorstand beschlossen, euch beiden den Anerkennungspreis 2014 zu überreichen. Herzlichen Glückwunsch!

2013 Olivia Manicolo

Der diesjährige Förderpreis unserer Vereinigung geht an Olivia Manicolo aus Basel für ihre Masterarbeit «Sprachkompetenz als Mediatorvariable. Zum Vermittlungsprozess zwischen sozioökonomischem Status und Emotionsverständnis bei Kindern im Vorschulalter». Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Familienvariablen mit der Sprachkompetenz, sowie der Sprachkompetenz mit dem Emotionsverständnis und verweisen damit auf die Wichtigkeit früh ansetzender Interventionen bei Defiziten in der Sprachkompetenz.

Das Emotionsverständnis, welches das Erkennen und Verstehen eigener und fremder Emotionen umfasst, ist zentral für die kindliche Entwicklung, denn frühe Defizite ziehen meist Beeinträchtigungen in emotionalen und sozialen Bereichen nach sich. Obwohl das Emotionsverständnis somit als wichtiger Bestandteil der emotionalen und sozialen Entwicklung von Kindern gilt, ist bisher nur wenig darüber bekannt, wie Eigenschaften des Kindes und Eigenschaften seiner Umwelt mit der Entwicklung des Emotionsverständnisses zusammenhängen. Um einen Forschungsbeitrag zu leisten, wurde anhand einer Stichprobe von 495 Kindern im Vorschulalter die Beziehung zwischen der Sprachkompetenz und dem Emotionsverständnis untersucht, der Zusammenhang des sozioökonomischen Status (SES) und der Sprachkompetenz analysiert und schliesslich geprüft, ob die Sprachkompetenz als vermittelnde Variable den Zusammenhang zwischen SES und Emotionsverständnis beeinflusst. Die Resultate zeigen, dass die Sprachkompetenz positiv mit dem Emotionsverständnis zusammenhing. Nachdem des Weiteren eine signifikante Beziehung zwischen dem SES und der Sprachkompetenz gefunden werden konnte, resultierte aus nachfolgenden Analysen ein indirekter Effekt des SES auf das Emotionsverständnis, wobei sich die Sprachkompetenz als vermittelnde Variable erwies. Kinder aus tieferen sozioökonomischen Schichten zeigten somit im Vergleich zu Kindern mit einem höheren SES eine niedrigere Sprachkompetenz, was sich wiederum nachteilig auf deren Emotionsverständnis auswirkte. Die vorliegenden Resultate verweisen auf die Wichtigkeit früh ansetzender Interventionen und weisen darauf hin, dass speziell im Bezug auf die Sprachkompetenz bei allfälligen Defiziten bereits vor dem Schuleintritt Fördermassnahmen eingeleitet werden sollen, um Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung zu fördern und gleichzeitig die Entwicklung des Emotionsverständnisses zu unterstützen.

» Resümee Masterarbeit

2012 Erziehungsberatung Kanton Bern & Otto Eder

Im Rahmen der 43. Mitgliederversammlung der SKJP in Bern wurde zum zweiten Mal der SKJP-Anerkennungspreis verliehen. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an die «Praxisforschung» der Erziehungsberatung des Kantons Bern und an Otto Eder, langjähriger Leiter des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons Luzern und ehemaliger SKJP-Präsident. Mit der Praxisforschung pflegen die Erziehungsberatungsstellen des Kantons Bern seit Jahren eine Reflexionskultur, welche berufliches Handeln als Erkenntnispotenzial für die Alltagspraxis bewusst nutzt. Die aus der Erforschung der eigenen Praxis gewonnenen Erkenntnisse werden auch Berufskollegen/-innen in verschiedenster Form zugänglich gemacht. Damit leistet die Praxisforschung der Erziehungsberatung des Kantons Bern - über die Kantonsgrenzen hinaus - einen wesentlichen Beitrag zur Qualität der kinder- und jugendpsychologischen Arbeit. Mit der Vergabe des Anerkennungspreises an Otto Eder ehrt die SKJP sein Gründungs- und Ehrenmitglied für seine grossen Verdienste als langjährigen Networker an der Schnittstelle Psychologie und Politik, insbesondere für seine nimmermüde Lobbyarbeit im Zusammenhang mit dem kürzlich von den Eidgenössischen Räten verabschiedeten Psychologieberufe-Gesetzes.

Otto Eder steht als Beispiel! für einen Networker an der Schnittstelle von Politik und Wissenschaft. Sein langjähriges und vielfältiges Engagement erfolgte auf verschiedensten Ebenen und Stufen und in verschiedensten Rollen und Tätigkeiten. Während! Jahren, ja während seiner ganzen Berufstätigkeit und darüber hinaus setzte sich Otto Eder für den gebührenden Platz der Psychologie, insbesondere der Kinder- und Jugendpsychologie, in der Gesellschaft! und! der psycho-sozialen Versorgung der Öffentlichkeit ein. Die! Krönung! all! dieser Anstrengungen durfte Otto Eder vergangenen Herbst erleben, als die Eidgenössischen Räte das ‚Psychologieberufe-Gesetz’ verabschiedeten. Dass ein Mitglied der SKJP Wesentliches zu diesem Meilenstein für die Psychologie in der Schweiz beigetragen hat, freut unsere Vereinigung ausserordentlich. Otto Eder war Gründungsmitglied! der SKJP, mehrmaliger Rechnungsrevisor, Vorstandsmitglied, Präsident und immer ein sehr aktives, innovatives und! kreatives Mitglied. Für all diese Aktivitäten und Engagements wurde Otto Eder die Ehrenmitgliedschaft! verliehen. Zu! seiner Berufstätigkeit als Kinder, und! Jugendpsychologe fand Otto Eder über eine Ausbildung zum Lehrer. Die praktischen Erfahrungen im Schulwesen motivierten ihn zum Studium der Psychologie. Er leitete in der Folge während rund 30 Jahren den Schulpsychologischen Dienst des Kantons Luzern. Durch grosses Engagement, innovatives Denken wie auch durch eine vielfältige Kontakt- und Beziehungspflege hat er diesen Dienst im  Bildungssystem des Kantons positioniert und! pionierhafte Unterstützungsangebote ins Leben gerufen. Zu seinem gewissermassen erweiterten Pensum als systemisch, lösungsorientiert denkender und handelnder Schulpsychologe gehörte dabei die Mitarbeit in einer politischen Partei, in politischen Bildungskommissionen, in einer kommunalen Schulpflege und in verschiedensten Kommissionen und Arbeitsgruppen. 

Das Meisterstück eines politischen Engagements für die Psychologie durfte Otto Eder, zusammen mit verschiedenen Mitkämpfern, im vergangenen Herbst auf nationaler Ebene erleben: Die Eidgenössischen Räte verabschiedeten, nach langen Jahren des Hin und Her, das für unseren Berufsstand existentiell wichtige ‚Psychologieberufe-Gesetz’. Als Mitglied der entsprechenden FSP (Föderation Schweizer Psychologen und Psychologinnen)-Kommission, der mit Walter Schnyder und Urs Schuhmacher weitere SKJP-Mitglieder angehörten, trug Otto Eder Wesentliches zu diesem für die Psychologie so wichtigen Entscheid bei. Mit nicht versiegender Energie und! Ausdauer baute er Kontakte zu Parlamentariern verschiedenster Couleur auf, briefte, informierte und lobbyierte persönlich und schuf ein Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen, die in ihren Kantonen Ähnliches taten. 

2010 Alexander Grob

Professor Alexander Grob ist sozusagen ein Glücksfall für die Kinder- und Jugendpsychologie in der Schweiz. Aus Sicht eines in Zürich praktizierenden Schulpsychologen kann ich jedenfalls sagen, dass wir aus Zürich seit Jahren etwas neidisch nach Basel blicken, weil in Basel die Entwicklungspsychologie bzw. die Kinder- und Jugendpsychologie sehr prominent an der Universität vertreten ist. Alexander Grob hat seine berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zum Primarlehrer im Kanton St. Gallen begonnen. Daran schlossen Studien der Psychologie und der philosophischen Anthropologie an der Universität Fribourg an. Seine Dissertation über ein umweltpsychologisches Thema und seine Habilitation über 'Entwicklung und Regulation des Wohlbefindens' reichte Alexander Grob an der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern ein, wo er 1997 die Venia Docendi erlangte.   Professor Grob wurde, nach einem Forschungsaufenthalt in den Vereinigten Staaten und einer Förderungsprofessur des Schweizerischen Nationalfonds an der Universität Basel, im Jahr 1999 zum Professor für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an die Universität Bonn berufen. 2 Von 2001 bis 2005 war er Ordinarius für Persönlichkeitspsychologie, Differentielle Psychologie und Diagnostik an der Universität Bern, und seit 5 Jahren lehrt Professor Grob nun erfolgreich an der Fakultät für Psychologie der Universität Basel als Ordinarius für Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie. Seinem Lehrstuhl ist das ZEPD, das Zentrum für Entwicklungs- und Persönlichkeitsdiagnostik angegliedert, das sich mit psychologischer Diagnostik, Beratung und Gutachten befasst. Hier zeigt sich bereits der enge Praxisbezug in der Arbeit von Professor Grob.   Für kinder- und jugendpsychologische Fachleute in der ganzen Deutschen Schweiz und im deutschsprachigen Ausland ist die postgraduale Ausbildung in Entwicklungsdiagnostik und psychologischer Beratung MAS DDPC von grosser Bedeutung, die nach 2 Jahren zum Master of Advanced Studies führt. Sie erfüllt als einzige Ausbildung in der Schweiz alle Kriterien, die für einen FSP-Fachtitel in Kinder- und Jugendpsychologie zu erfüllen sind. Diese Ausbildung setzt Standards, und an diesen Standards können und sollen sich kantonale Behörden orientieren, die Ausbildungsrichtlinien für Fachleute z.B. im Bereich der Schulpsychologie formulieren. Professor Grob ist ein sehr vielseitiger Forscher und Lehrer. Er war von 2003 bis 2008 Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Psychologie. Er hat mehr als 60 Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften geschrieben und 4 Bücher, darunter das bekannte entwicklungspsychologische Lehrbuch 'Erwachsen werden'. Er ist Mitherausgeber verschiedener Zeitschriften und seit 2010 Hauptherausgeber des 'European Psychologist'. Professor Grobs Forschungsinteressen richten sich auf Entwicklungsprozesse und ihre Wechselwirkungen. So nimmt er auch eine generationenübergreifende Perspektive ein und fragt danach, wie sich die Persönlichkeit entwickelt in der Interaktion mit Bezugspersonen und ihrem institutionellen, kulturellen und historischen Kontext. Zurzeit untersucht er zusammen mit seinen Mitarbeitenden die Wirksamkeit von Spielgruppen und Kindertagesstätten auf die Sprachförderung und die allgemeine Entwicklung von jüngeren Kindern. Er untersucht in einem anderen Projekt, wie das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit von schulisch schwachen Jugendlichen verbessert werden können. Dazu werden diese eingeladen an Computerkursen teilzunehmen und sich selbst zu Trainern von andern Jugendlichen weiterzubilden, was auf grosse Begeisterung stösst. Mit diesem Projekt wurden Jugendliche In der Schweiz und in Deutschland, aber auch in Sibirien und in Weissrussland erreicht, was vom breiten Horizont und vom sozialen Engagement von Alexander Grob zeugt.   Vielen von uns ist Professor Grob bestens bekannt, weil ihm und seinen Mitarbeitenden die Überarbeitung des Kramer-Tests zu verdanken ist, dieses sehr in die Jahre gekommenen aber bis vor Kurzem immer noch recht weit verbreiteten Entwicklungs- und Intelligenztests. Der neue Test ist im vergangenen Jahr als Intelligence and Development Scales IDS erschienen und wird nun hoffentlich im ganzen Deutschen Sprach- 3 raum den Kramer-Test rasch ablösen, denn das neue Verfahren hat Bewährtes übernommen und die deutlichen Mängel des alten Tests auf überzeugende Weise behoben. Die IDS wird in absehbarer Zeit in einer Version auf den Markt kommen, die bereits bei Kindern im Alter von 2½ Jahren zur Anwendung kommen kann. Wir freuen uns auf diese Erweiterung, bei der auch SKJP-Mitglieder mitwirken. Alexander Grob ist ein überaus engagierter und geschätzter Lehrer. An der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ihm viel gelegen, und so nennt er den sogenannten D-Block, bei dem er Doktorand/ -innen über den Stand ihrer Arbeiten berichten lässt, "die schönsten Tage im Semester". Mit seiner persönlichen Art spricht er auch Studierende ganz direkt an. In Lehrveranstaltungen geht es nie nur um die Theorie sondern immer auch um deren Anwendung. Entwicklungspsychologie, das betrifft Kinder und Jugendliche, auch seine eigenen beiden Söhne, mit denen er nicht selten ein kleines Video dreht und dieses zu Lehrzwecken verwendet. Ein interaktives Lernen im besten Sinne, von dem er auch sich selbst nicht ausnimmt. Und nun, bevor ich zum Schluss komme, möchte ich noch auf eine Seite von Alexander Grob hinweisen, die weniger bekannt ist. Wer ihn im Internet sucht, findet ihn nicht nur als Professor der Universität Basel sondern auch mit Foto in der Gesellschaft von jungen Fussballern (www.fcmg.ch/images/jun-dc-09hewgross.jpg). Mit Leib und Seele trainiert Alexander Grob die D-Junioren des Fussballclubs seines Wohnorts Muri bei Bern. Wenn Sie also einmal auf der Autobahn von Bern in Richtung Thun fahren und ganz in der Nähe von einem Fussballfeld Kindergeschrei hören, ist die Chance gross, dass die Junioren des FC Muri-Gümligen ein Tor geschossen haben.

» Alexander Grob: Relevanz entwicklungs- und persönlichkeitspsychologischer Prinzipien

2009 Claudia Haag & Karin Keller

Anlässlich der Jubiläumsmitgliederversammlung vom 8. Mai 2009 in Sarnen wurde der erste SKJP-Förderpreis an Claudia Haag, lic. phil., Bern, und Karin Keller, M. Sc., Basel. verliehen.
Die Lizentiatsarbeit von Claudia Haag mit dem Titel «Suggestibilität von Kindergartenkindern: Welchen Einfluss hat die suggestive Befragung auf die Rekognitionsleistung?», eingereicht und angenommen an der Universität Bern (Prof. Dr. Margit E. Oswald), untersuchte den Einfluss unterschiedlicher Arten der Suggestibilität in Befragungssituation bei Vorschulkindern.Karin Keller ging in ihrer an der Universität Basel (Prof. Dr. Alexander Grob) eingereichten und angenommenen Masterarbeit der Frage der «Bedeutung familienergänzender Betreuung für fremdsprachige Kinder in Basel» nach. Im Zentrum stand die Frage, welche Bedingungen den Erwerb der deutschen Sprache begünstigen. Hierzu wurden die Deutschkenntnisse und die kognitiven Fähigkeiten sowie weitere psychosoziale Merkmale von fremdsprachigen Kindergartenkindern in der Stadt Basel erhoben und verglichen.

In seiner Laudatio zu den preisgekrönten Arbeiten unterstrich Jurymitglied Prof. Dr. Marcel Zentner, Universität York U.K., die Relevanz der eingereichten Arbeiten für die praktische Kinder- und Jugendpsychologie und lobte das saubere wissenschaftliche Arbeiten sowie das grosse Engagement der Preisträgerinnen.

Claudia Haag: Individuelle Unterschiede der Suggestibilität sind vor allem in Bezug auf das Kindesalter eine wichtige Frage für die forensisch-­psychologische Begutachtung. In der vorliegenden Arbeit wurde die „Vi­ deo Suggestibility Scale for Children“ (Video SSC) von Scullin und Ceci (2001) für den deutschsprachigen Raum adaptiert und es wurde untersucht, wie die beiden Masse „Yield“ und „Shift“ die Rekognitionsleistung von Vorschulkindern vorhersagen. Yield erfasst das Ausmass, in welchem Kinder irreführende Fragen bejahen, und Shift das Ausmass, mit welchem Kinder ihre Antwort nach einem  negativen Feedback ändern. 91 Kindergartenkindern im Alter zwischen vier und sechs Jahren aus der Stadt Bern und Umgebung wurde zum ersten Untersuchungstermin ein Film präsentiert und danach  die Fragen der Suggestibilitätsskala gestellt. Eine Woche später wurde ihre Rekognitionsleistung erfasst. Hierzu wurden Items mit jeweils einer korrekten und drei falschen Antwortalternativen vorgelegt, die sich auf Sachverhalte der im Test gestellten irreführenden Fragen bezogen. Entsprechend  der Hypothese erwies sich das Yield­Mass als signifikanter Prädiktor für die spätere Rekognitionsleistung  der Vorschulkinder. Das Shift­Mass hingegen diente nicht  zur Vorhersage der Rekognitionsleistung. Es kann daher angenommen werden, dass das Shift­Mass weniger die Erinnerungsbeeinträchtigung als  vielmehr die Bereitschaft  zur Compliance erfasst. Somit  wird die Annahme von Gudjonsson (1984) unterstützt, dass es mindestens zwei unterschiedliche Arten der Suggestibilität in Befragungssituationen gibt. Diese Erkenntnis macht deutlich, dass aktuelle Aussagen von Kindern selbst dann glaubhaft  sein können, wenn diese zuvor suggestiv befragt  wurden. Dies  könnte nicht  nur dann der Fall sein, wenn es sich um wenig suggestive Kinder handelt, sondern auch dann, wenn ein Kind zwar einen erhöhten Shift­Score, gleichzeitig jedoch einen niedrigen Yield­Score aufweist.

Karin Keller:  Im Rahmen eines Masterprojekts der Abteilung für Persönlichkeits­ und Entwicklungspsychologie der Universität Basel wurde die Bedeutung familienergänzender Betreuung für fremdsprachige Kinder analysiert. Im Zentrum stand die Frage, welche Bedingungen den Erwerb der deutschen Sprache begünstigen. Hierzu wurden die Deutschkenntnisse und die kognitiven Fähigkeiten sowie weitere psychosoziale Merkmale von 92 fremdsprachigen Kindergartenkindern in der Stadt Basel erhoben und verglichen.  Erstens zeigte sich deutlich, dass Kinder, die vor dem Kindergarteneintritt eine Krippe oder Spielgruppe besucht hatten, umfassendere Deutschkenntnisse und höhere kognitive Fähig­  keiten aufwiesen als Kinder, die ausschliesslich familial betreut wurden. Darüber hinaus  scheint für die Sprachentwicklung der Betreuungsschlüssel und die sprachliche Zusammensetzung der Kinder in der Krippe relevant zu sein: Die Kinder verfügten vor allem dann über höhere Deutschkenntnisse, wenn der Betreuungsschlüssel besser und der Anteil an deutschsprachigen Peers höher war.  Zweitens brachte die Analyse hervor, dass für die Zweitsprachentwicklung soziale Rahmen­ bedingungen wie das elterliche Bildungsniveau und die sozioökonomische Situation zentral  sind. Ebenfalls von grosser Bedeutung ist die Zukunftsperspektive der Familie: Kinder von Eltern mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus oder einer unsicheren Perspektive in der Schweiz bleiben zu können, hatten geringere Deutschkenntnisse als Kinder von Eltern mit  einer sicheren Zukunftsperspektive.

» Resümee Lizentiatsarbeit Claudia Haag
» Resümee Masterarbeit Karin Keller